Prof. Wilhelm von Kürten
verstorben
(WESTFÄLISCHE RUNDSCHAU,
20.01.2008)
Wie jetzt erst
bekannt wurde, ist am 14. Januar 2008 der bekannte, aus Schwelm stammende
Geograph Prof. Dr. (Friedrich) Wilhelm von Kürten verstorben.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit
als Lehrer am Schwelmer Gymnasium (1950-1958) und anschließend als
Bezirksbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege bei der Essener
Landesbaubehörde Ruhr war von Kürten von 1950-1966 Vorsitzender des
Schwelmer Vereins für Heimatkunde. Als solcher löste er Dr. Emil Böhmer
(1900-1983) ab und regte mit einer engagierten Vereinsleitung sowie
umfangreichen publizistischen Aktivitäten vor allem die
geographisch-naturkundliche Ausrichtung des Vereins an – eine Ausrichtung,
die bis heute mit ihrer von der älteren Volksschulpädagogik entlehnten
Konzeption von „Heimatkunde“ in der Vereinsarbeit nachwirkt und sich vor
allem in der 1951 durch Wilhelm von Kürten gegründeten Vereinszeitschrift
(„Beiträge zur Heimatkunde der Stadt Schwelm und ihrer Umgebung“) bis in
die Gegenwart hinein immer wieder nachhaltig niederschlägt.
Am 12. März 1915 in Schwelm als
Sohn eines selbständigen Feilenhauers geboren, aufgewachsen und schulisch
sozialisiert, studierte von Kürten in Münster, Göttingen und Köln
Geographie, Mathematik und Physik. 1939 legte er in Köln das Staatsexamen
für den Höheren Schuldienst ab und promovierte noch im selben Jahr bei dem
Wirtschaftsgeographen Prof. Dr. Theodor Kraus mit der Arbeit „Die
Industrielandschaft von Schwelm, Gevelsberg und Milspe-Vörde“ (Emsdetten
1939). Sein anschließend in Dortmund begonnenes Referendariat wurde schon
nach 3 Monaten vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen, in dem von Kürten in
dienstlicher Mission die Reichswetterdienstschule in Berlin absolvierte
und bei der Kriegsmarine im Ostseeraum als Meteorologe diente. Als der
Krieg zu Ende war, schloß von Kürten sein Referendariat in Hagen und
Iserlohn erfolgreich ab und wurde 1950 am Schwelmer Gymnasium angestellt,
zunächst als Studienassessor, ab 1953 als Studienrat und schließlich ab
1957 als Oberstudienrat.
Bereits seit Mitte der 50er Jahre,
in einer Zeit als ökologische Gedanken nur wenig gesellschaftsfähig waren,
engagierte sich Wilhelm von Kürten auf dem Gebiet von Naturschutz und
Landschaftspflege als ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger des
Ennepe-Ruhr-Kreises, eine Tätigkeit, die ihn aufgrund seiner Erfolge dazu
prädestinierte, sich 1958 als Oberstudienrat beurlauben zu lassen, um
hauptberuflich die Stelle des Bezirksbeauftragten für Naturschutz und
Landschaftspflege bei der Essener Landesbaubehörde Ruhr – übrigens mit
Dienstsitz im Schwelmer Schloß Martfeld – anzutreten. Hier war er bis 1970
für den Naturschutz im gesamten Ruhrgebiet zuständig und stets im
Zusammenwirken mit den kommunalen und regionalen Raumplanungsbehörden
darum bemüht, im Dienste der ortsansässigen Menschen ökologischen
Prinzipien die ihnen zustehende Geltung zu verschaffen.
1966 erhielt Wilhelm von Kürten
einen nebenberuflich ausgeübten Lehrauftrag für „Landeskunde und
Landespflege unter besonderer Berücksichtigung des Rheinisch-Westfälischen
Industriegebiets“ an der Abteilung für Geowissenschaften und Astronomie
der kurz zuvor gegründeten Ruhr-Universität Bochum, wo er seitdem
kontinuierlich unterrichtete und zahlreiche fachliche Exkursionen
durchführte. Hier nutzte er auch die neugeknüpften akademischen Kontakte
zur eigenen wissenschaftlichen Weiterqualifikation, indem er sich 1968/69
unter der wissenschaftlichen Ägide von Prof. Dr. Peter Schöller mit der
Studie „Landschaftsstruktur und Naherholungsräume im Ruhrgebiet und seinen
Randzonen“ habilitierte.
Dies wiederum war die Voraussetzung
dafür, daß er 1970 zum außerplanmäßigen Professor ernannt und noch im
selben Jahr die Planstelle eines Wissenschaftlichen Rates und Professors
mit dem Schwerpunkt Kulturgeographie an der Universität Bochum übernehmen
konnte. Gleichwohl wechselte er schon 1972 an die gerade neu eröffnete
Gesamthochschule Wuppertal, wo er zum ordentlichen Professor aufstieg, den
Lehrstuhl für Geographische Landeskunde und Didaktik der Erdkunde übernahm
und in der Funktion als Hochschullehrer bis zu seiner Emeritierung 1981
erfolgreich tätig war.
Wilhelm von Kürten hat sich als
Geograph Zeit seines sehr aktiven Lebens als Wissenschaftler in
zahlreichen Veröffentlichungen vor allem der Erforschung des
bergisch-märkischen Raumes und Nordrhein-Westfalens gewidmet, indem er
methodisch die ältere landeskundlich und morphologisch orientierte
Raumforschung mit modernen ökologischen, demographischen und
industriesoziologischen Fragestellungen zu verbinden suchte. So gelang es
ihm, das Fach Geographie im Rahmen der zeitgenössischen Anforderungen mit
modernen Akzenten zu versehen und in Forschung und Lehre erfolgreich zu
vertreten. Darüber hinaus hat er es als engagierter Ökologe der ersten
Stunde verstanden, dem regionalen Natur- und Landschaftsschutz wichtige
neue Impulse zu vermitteln. Nach seiner Emeritierung verließ Wilhelm von
Kürten zwar seine Geburts- und Heimatstadt Schwelm, um sich in dem
Luftkurort Werdum an der Nordsee niederzulassen, doch die Stadt Schwelm
hat mit ihm zweifellos einen ihrer großen Söhne verloren, dem ein ehrendes
Andenken immer gewiß sein sollte.
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